Einer der Textilfunde aus dem Oseberg-Schiffsgrab ist ein broschiertes Band, das im Wikingerschiffsmuseum in Oslo ausgestellt ist. Ich habe mir die Band im Mai 2003 angeschaut, und dieser Artikel fasst zusammen, was ich über die Band erfahren konnte.
Das Band ist jetzt ein mattbräunliches Rot mit hellen Motiven. Ein Aquarell des zweiten Fragments vom Anfang des 20. Jahrhunderts gibt jedoch mehr Hinweise auf die ursprüngliche Farbgebung (siehe: ed. Arne Emil Christensen, Anne Stine Ingstad, and Bjørn Myhre, Oseberg-Dronningens Grav: Vår arkeologiske nasjonalskatt i nytt lys (Oslo: Schibsted, 1992), Seite 143).
Das Band ist etwa 1 Zoll breit, oder vielleicht etwas breiter. Es ist aus feiner Wolle gewebt, vermutlich mit einem Leinenschuss, der jetzt untergegangen ist. Ursprünglich scheint es eine schlichte Bordüre, auch aus Wolle, gegeben zu haben. Mindestens drei verschiedene Techniken wurden anscheinend verwendet, um das Band zu weben:
- Kettmuster
- Broschiertechnik
- Sumaktechnik
Vier Farben werden auf dem Diagramm verwendet, um verschiedene Arten von Fäden und Weberei darzustellen:
- A: gelber Seidenbrokatfaden, vermutlich durch Zerlegung und Wiederverwendung von importiertem Seidentuch gewonnen. (siehe: Arne Emil Christensen verbal comments)
- B: bräunlich gelber Wollfaden, der zur Oberflächendekoration verwendet wird.
- C: hellrote Wolle, als Kettfaden verwendet.
- D: Diese Farbe steht für dunkelrote Wolle, wird aber auch in den Abschnitten 5 und 9 zur Kennzeichnung von Kettmotiven verwendet. Man beachte, dass diese Motive auf dem Aquarell als dunkelrot dargestellt sind, auf dem eigentlichen Band jedoch versunken und schattiert erscheinen, was darauf hindeutet, dass sie ursprünglich in einer Pflanzenfaser unbekannter Farbe gewebt worden sein könnten, die inzwischen verloren gegangen ist.
Schlüssel zum Diagramm
1. Wollrand, von der Borte abgesehen an einer Stelle abgetrennt. Möglicherweise ist es der Brokatschuss, der hier die Grenze gehalten hat.
2. Oberflächendekoration in zwei Farben aus Wolle. Entweder mit Soumak (einem zusätzlichen Faden um die Kettfäden gewickelt) oder mit Stickerei wurden horizontale Linien mit diagonaler Struktur erzeugt (siehe Zeichnung unten). Zwei Reihen dunkler Fäden (Farbe D) werden von zwei Reihen heller Fäden (Farbe B) gefolgt. Diese Soumakreihen werden als Standardrand zu Musterbereichen über das Band wiederholt.
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Detail der Soumak Dekoration |
3. Broschiermuster aufgetragen auf Wollegrundgewebe.
4 und 6. Broschiermuster aufgetragen auf Wollegrundgewebe. Auch wenn sie jetzt nicht mehr zu sehen ist, würde ich es für wahrscheinlich halten, dass diese Bereiche auch als Ergänzung zu den Broschiermustern, wie in den Abschnitten 5 und 9, mit Schussfäden gemustert sind.
5 und 9. Kettgewebte Muster in den Farben C und D, mit zusätzlichen Motiven in gelbem Broschiermuster. Obwohl diese Motive mit Brettchen gewebt werden könnten, z. B. in einem 3/1 gebrochenen Köper, sieht die Oberfläche des Bandes in diesen Bereichen mehr nach einer glatten Webart aus als nach einer Brettchenbindung. Allerdings konnte ich aufgrund des schlechten Zustandes der Band und der Tatsache, dass ich sie nur durch Glas bei schlechten Lichtverhältnissen sehen konnte, keine gesicherten Rückschlüsse auf das zugrunde liegende Gewebe des Bandes oder die Technik, mit der die Kettfädenmuster erzeugt wurden, ziehen.
7. Beschädigter Bandabschnitt...
8. Broschiertechnik aufgetragen auf Wollegrundgewebe. Das Muster wird auf beiden Seiten von zwei Reihen Soumakumhüllungen in Farbe D flankiert und dann wieder von Mustern flankiert, die Kett- und Brokatschuss kombinieren, wie in den Abschnitten 5 und 9.
Update auf Analyse
Beim Studium des Aquarells im Originalbuch und nicht der kleinen Reproduktion, zu der ich zuerst Zugang hatte, habe ich die Musteranalyse aktualisiert - siehe unten.
Einige der Abschnitte, von denen ich dachte, dass sie Soumak sind, sehen eher wie eine Leinwandbindung aus, und die Hauptmusterbereiche sehen aus, als ob sie aus vertikalen Fliesskörper bestehen. Doch bis zum vollständigen archäologischen Bericht bleibt dies Spekulation.
Text: Copyright
© 2003 Shelagh Lewins, Webseite
Deutsche Übersetzung Nicole Müller
Bilder:
Shelagh Lewins